U21 WM in Indien

U21 WM in Indien

Ein Bericht von Linda Bens

Die WM der männlichen U21 ist derzeit im vollen Gange. Sie findet dieses Mal in Indien, Bhubaneswar, Odisha, in dem atemberaubenden Kalinga Stadium statt und geht vom 24. November bis zum 5. Dezember. Mit dabei, drei Jungs, des MHCs: Erik Kleinlein, Mario Schachner und Jean Danneberg konnten sich für die Weltmeisterschaft 2021 qualifizieren.  Diesen Mittwochmorgen, um 6 Uhr, werden sie das Viertelfinale gegen den U18 EM-Sieger von 2018, Spanien bestreiten. Bis jetzt haben die Jungs jedes Spiel gewonnen und können mit einem guten Gefühl und als klarer Gruppenerster in das KO-Spiel gehen. Das erste Spiel gewannen die Deutschen am Mittwoch, den 24.11.21, 5:2 gegen das ihnen unbekannte Team aus Pakistan. Am Freitag, den 16.11.21 schlugen sie den stärksten Gegner der Gruppe, Argentinien, mit einem knappen 3:2 Sieg, nach brenzlicher Schlussphase. Das letzte Spiel, am Sonntag, 28.11.21, war zum Abschluss sehr deutlich. 11:0 konnte unserer U21 gegen Ägypten gewinnen. Diese Weltmeisterschaft ist nicht so, wie jede andere. Sowohl die derzeitige Pandemie stellt eine Herausforderung dar, als auch das Land selbst, in dem die WM stattfindet. Indien ist ein Land mit anderen Kulturen, anderem Klima und anderem Essen. Welche Umstellungen das für die Spieler bedeutet und wie sie damit klarkommen, erzählen sie selbst:

„Die Anreise ging mittags in Deutschland los. Insgesamt waren wir 26 Stunden unterwegs, was auch bedeutet, dass wir uns in der Zeit nicht wirklich ausruhen konnten. Wir sind zuerst von Frankfurt nach Neu-Delhi geflogen und haben dort einen 5 Stunden Aufenthalt in der Nacht gehabt. Es lief zum Glück alles nach Plan. Wir wurden durch eigenen Sicherheitskontrollen bevorzugt, was uns zusätzlichen Stress erspart hat. Somit kamen wir dann mittags in Indien an und hatten den restlichen Tag, um uns auszuruhen. Indien ist zu Europa 5 1/2 Stunden zeitversetzt, weshalb wir uns die ersten Tage an die Zeitumstellung anpassen mussten. Nach 2/3 Tagen hat sich der neue Rhythmus von selbst einpendelte. Mittlerweile haben wir uns auch an das ungewohnte Klima gewöhnt. Zu Beginn war es sehr unangenehm, wir hatten mit starker Hitze (30 Grad) und hoher Luftfeuchtigkeit zu kämpfen.“ „Besonders in der Torwartausrüstung wird es schonmal sehr heiß“, erzählt Jean. Aber nicht nur die Hitze macht einem zu schaffen, sondern auch leichte Lungenschmerzen, durch die schlechte indische Luft, welche die Jungs nach denen Spielen haben. „Das Essen ist ebenfalls eine Umstellung zu dem, was wir kennen. Zum Frühstück gibt es unter anderem Pommes und Kartoffeln, und ansonsten nur Reis und Nudeln. Es ist schade, dass das Essen nicht sehr abwechslungsreich ist, dafür ist die Qualität aber überraschend gut. Das Wasser hier ist für unseren Körper nicht gut verträglich, weswegen wir beim Frühstück keine Milchprodukte sowie Obst essen dürfen und generell unsere Flaschen beim Essen immer dabei haben. Zum Zähneputzen sollen wir auch nicht das Wasser aus dem Hahn verwenden.“ Diese Umstellungen der Spieler beeinflussen den Körper als auch den Kopf. Man muss sich schnell anpassen und versuchen die Rahmenbedingungen auszuschalten, damit man sich auf das wesentliche konzentrieren kann, das Hockeyspielen. Hier haben die Deutschen auch einen hohen Anspruch an sich, sie wollen die Weltmeisterschaft gewinnen. „Es ist ein klares Ziel von uns, Weltmeister zu werden!“, darüber sind sich alle drei einig. Um ihre Träume zu verwirklichen, haben sie die besten Voraussetzungen. „Die Stimmung im Team ist sehr gut. Wir sind eine homogene Truppe, wie eine kleine Hockeyfamilie und verstehen uns alle super. Gestern, an unserem “Restday”, unserem freien Tag, haben wir viele kleine Spiele in Form von „Schlag den Raab“ gespielt. Alle hatten Spaß und konnten sich ein bisschen von der Anspannung lösen. Das Hockeyspiel ist zwar nicht anders als wir es gewohnt sind, trotzdem ist die Anspannung eine ganz andere. Es ist ein tolles Gefühl, in so einem großen Stadium die Weltmeisterschaft zu bestreiten. Wir sind alle hoch motiviert und spielen mit viel Feuer. Wenn man weiß, um was es geht und dass man das beste Land der Welt werden kann, ist das nochmals ganz anderes als ein Bundesligaspiel, oder ein normales Länderspiel. Hier in Indien zu spielen, ist vor allem besonders, da der Hockeysport anderes wertgeschätzt wird. Wenn wir das Hotel verlassen, haben wir direkt Polizisten um uns herum, die uns immer begleiten, wir werden von den Leuten auf den Straßen gefilmt und bejubelt. Sie kennen uns einfach. So eine Anerkennung gibt es in Deutschland nicht. Man fühlt sich wie ein kleiner Star. Leider können wir diese Anerkennung nicht ganz ausschöpfen, da wegen der Corona Pandemie alles eingeschränkt ist. Das riesige Stadium kann nicht voll besetzt werden, es gucken immer nur die anderen Mannschaften und ein paar Eltern bei unseren Spielen zu. Wir sind natürlich sehr dankbar dafür, während so einer Krise, die Möglichkeit zu haben, eine Weltmeisterschaft zu spielen, trotzdem wäre das Gefühl mit voll besetztem Stadium einfach besser.“ Ansonsten beeinflusst die Pandemie die Spieler nicht anders als gewohnt. Sie müssen sich regelmäßig Testen, jeden Tag mit einem Schnelltest und jeden zweiten Tag zusätzlich mit einem Per Test. Ab dem Viertelfinale werden sie sich sogar jeden Tag, in Form eines PCR Tests, testen müssen. Würde ein Test positiv ausfallen, müsse man in ein Quarantänehotel, auf das natürlich niemand Lust hätte. Die Spieler gehen alle verantwortungsvoll mit der Situation um. Sie haben sich vor der Anreise in Eigenquarantäne begeben, sind teilweiße aus ihren WGs ausgezogen, um eine mögliche Ansteckung zu vermeiden. Ansonsten heißt es hier, Maske tragen und Hände desinfizieren. Das erste Spiel der Deutschen fand am Mittwoch, den 24.11.21 gegen Pakistan statt. Pakistan ist ein Gegner, gegen den das Team weder zuvor gespielt hat noch deren Spiel, in Form eines Videos, anschauen konnten: „Anfangs war es komisch, wir wussten ja gar nicht richtig, was da auf uns zukommen wird. Für uns war das Spiel aber sehr gut, wir haben gutes Hockey gespielt und konnten mit einem Sieg in das Turnier starten. Auch Pakistan hat gut gespielt. Sie hatten teilweiße gute Tricks auf Lager, ihre Taktik hingegen war nicht so gut. Auch das letzte Spiel gegen Ägypten war besonders. Ägypten hat eine ganz andere Kultur und somit auch einen ganz anderen Spielstil. Zum Beispiel haben sie sich nach einem Tor auf den Boden gelegt und gebetet. Es war schon sehr beeindruckend für uns und vor allem ungewohnt. Solche Kulturerfahrungen kann man bei einer Europameisterschaft weniger machen.“ Die U 21 Jungs haben in der Gruppenphase alle drei Spiele für sich entscheiden können, haben sich somit ein Ticket für das Viertelfinale am 01.12.21 um 6 Uhr (deutsche Zeit) sichern können. Ihr Gegner der 2. aus der anderen Gruppe, Spanien. Spanien hat in dieser Konstellation 2018 die Europameisterschaft der U18 gewinnen können, sind daher nicht zu unterschätzen. „Der Gegner ist gut, was uns eigentlich noch heißer aufs Spiel macht, als wir es schon sind. Wir werden uns ab Dienstag auf das Spiel vorbereiten und Fokussieren. Das Spiel wird anstrengend werden, Spanien ist technisch gut und sehr emotional. Wir gehen mit einem guten Gefühl in das Spiel und werden auf jeden Fall alles geben. Es ist machbar, das Spiel zu gewinnen, zumal wir dieses Jahr schonmal 1:1 gegen Spanien gespielt haben.“ Wenn es ins Penaltyschießen geht, wird Jean seinen Einsatz haben. Die Jungs hoffen aber, das vorher für sich entscheiden zu können. „Bis jetzt haben wir zwar jedes Spiel gewonnen, trotzdem war spielerisch noch Luft nach oben. Morgen wollen wir allen zeigen, wie gut wir sind und das wir Potenzial haben, das Turnier zu gewinnen. Unser Ziel ist es ganz klar, die beste U21 Mannschaft der Welt zu werden!“

Alle Spiele live auf: www.watch.hockey

Jean Danneberg kam als TW für die Penalties rein und parierte weltklasse!

20 Stunden später …

Es ist 6 Uhr in Deutschland, 11:30 Uhr in Indien. Die Deutsche U21 tritt genau jetzt das Viertelfinale gegen Spanien an. Das Spiel beginnt auf Augenhöhe. Beide Mannschaften sind heiß und wollen unbedingt ins Halbfinale einziehen. Gleich in der ersten Minute verletzt sich der Kapitän der Deutschen und kann während des gesamten Spiels nicht mehr eingewechselt werden. Die Jungs lassen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen und belohnen sich schon nach kurzer Zeit mit einem 7 Meter. Kutter trifft zum 1:0 im ersten Viertel. Spanien scheint nicht sehr beeindruckt zu sein, von diesem Treffer, dominiert das Spiel im ersten Viertel und trifft schließlich zum Ausgleich. Spielstand erstes Viertel, 1:1. Die zweite Halbzeit lief spielerisch besser für Deutschland. Sie können das Spiel dominieren, schaffen es aber nicht, in Führung zu gehen. Deutschland hat viele Ecken, die sie nicht verwandeln können. So bleibt es bis kurz vor Schluss beim Spielstand von 1:1. Die Spieler stellen sich auf ein Penaltyschießen ein, Jean macht sich an der Seitenlinie warm, als Spanien 2 Minuten vor Schluss auf 2:1 erhöht. „Wir waren alle sehr überrascht und erstmal geschockt. Kurz vor Schluss so ein Ding zu bekommen ist wie ein Schlag ins Gesicht. In der zweiten Halbzeit konnten wir das Spiel dominieren und haben es nicht geschafft, in Führung zu gehen. Mental waren wir schon auf ein Penaltyschießen eingestellt, dann schießt Spanien das 2:1. Wie durch ein Wunder bekommen wir in den letzten 30 Sekunden eine Strafecke und können uns mit dem Ausgleich belohnen.“ Spielstand 2:2, das Spiel ist aus. „Wir hatten erwartet, dass es ein enges Spiel werden würde, aber dass es kurz vor Schluss nochmal so knapp wird, damit haben wir nicht gerechnet.“ Beim Penaltyschießen hatte Jean seinen ersten Einsatz. Er lieferte eine überragende Performance ab, konnte drei der vier Penaltys halten und die Auszeichnung des MVPs ergattern. Auch die deutschen Schützen verwandelten drei der vier Penaltys. So gewinnt Deutschland das Viertelfinale gegen Spanien. Nach diesem Spiel im Penaltyschießen zu gewinnen, ist eine starke Leistung, die gute Nerven, sowie ein Fünkchen Glück verlangt. Dieses Glück stand auf deutscher Seite, sie haben sich das Ticktet für das Halbfinale der Weltmeisterschaft verdient gesichert. Deutschland trifft am Freitag, 03.12.21 um 15:00 Uhr, deutscher Zeit, auf den Gastgeber Indien. Das Spiel wird live bei www.watch.hockey gestreamt. „Das Gefühl nach dem Spiel ist einfach krass. Wir sind so erleichtert diesen Fight gewonnen zu haben und freuen uns nun auf die kommenden Tage und besonders auf das bald anstehende Halbfinale!“, so Kleinlein, Schachner und Danneberg über das Spiel.

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